Meine Grundentwicklung für Landschaftsfotos
Wenn Du das Maximum aus Deinen Landschaftsfotos heraus holen willst, solltest Du Deine Aufnahmen immer im RAW-Format aufnehmen und in Adobe Photoshop entwickeln. Im Gegensatz zu komprimierten Speicherformaten, wie beispielsweise JPG, PNG oder GIF, sind RAW-Dateien weitestgehend unbearbeitet und werden von der Kamerasoftware selber nicht vorab bearbeitet. Meist wirken die Roh-Daten deutlich flacher und ungesättigter und sehen in der Regel deutlich schlechter als die identischen JPG-Daten aus der Kamera aus. Dies liegt aber daran, dass Du ein RAW-Bild immer erstmal digital entwickeln musst.
In meinem heutigen Beitrag möchte ich Dir meine Grundentwicklung einer Rohdatei in Adobe Photoshop* bzw. Camera RAW zeigen.
Schritt 1: Chromatische Aberration und Profilkorrektur
Wenn Du die RAW-Datei Deines Landschaftsfotos in Adobe Photoshop* öffnest, wird Dir sofort die Camera-RAW-Oberfläche angezeigt. Bevor ich hier irgendwelche Einstellungen vornehme, aktiviere ich immer zuerst die Checkbox „Chromatische Aberration entfernen“. Dadurch entfernt Photoshop automatisch diese Darstellungsfehler in Deinen Landschaftsfotos. Wenn Du Dir zum Beispiel die Aufnahme eines Fensters einmal genauer ansiehst, wirst Du vor allem in den Ecken seltsame Farbränder sehen – das sind sogenannte Chromatische Aberrationen. Das lässt sich bei der Aufnahme selber auch gar nicht vermeiden – deshalb solltest Du diese Option auf jeden Fall in Camera RAW aktivieren.
Als nächstes aktiviere ich die Option „Profilkorrektur verwenden“. Dadurch werden Fehler wie Farbränder und Wölbungen, die von jedem Objektiv abgebildet werden, durch Photoshop behoben. Bei meinen Fujifilm-Objektiven übernimmt die Software in der Kamera automatisch diese Korrektur und schreibt die Informationen ins RAW-File. Bei allen anderen Herstellern musst Du die Auswahl des jeweiligen Herstellers und des passenden Objektivs im Dropdown-Menü „Objektivprofil“ darunter vornehmen. Die Korrektur kannst Du mit ruhigem Gewissen automatisch durch Photoshop durchführen lassen.
Schritt 2: Der Weißabgleich
Wenn Du vielleicht bereits meinen Landschaftsfotografie Tipps gelesen hast, habe ich den Weißabgleich in meiner Kamera immer mit einem festen Wert eingestellt. Um in den Landschaftsfotos mit dann in Adobe Photoshop die richtige Farbtemperatur zur jeweiligen Lichtstimmung einzustellen, nutze ich die passende Option in Camera RAW.
Mit dem Regler „Farbtemperatur“ lässt sich der gewünschte Kelvinwert Deines Landschaftsfotos einstellen. Ein Sonnentag bei klarem Himmel hat beispielsweise laut internationaler Norm eine Farbtemperatur von 5500 Kelvin. Grundsätzlich gilt:
- Regler nach links: kühlere Farben
- Regler nach rechts: wärmere Farben
Unter „Farbton“ kannst Du dann die Stärke der Rot- und Grüntöne einstellen. Prinzipiell kannst Du durch den Weißabgleich die Wirkung Deines Landschaftsfotos sehr stark beeinflussen. Ich versuche hier mein Motiv immer möglichst authentisch zu entwickeln. Dabei hilft mit natürlich auch mein kalibrierter Monitor.
Weißabgleich mit Graukarte
Eine recht einfache Möglichkeit, um den Weißabgleich sehr exakt einzustellen, ist die Graukarte*. Diese Karte ist in einem speziellen Weiß- und Grauton eingefärbt und wird in einem Testbild mit dem Motiv aufgenommen. Später kannst Du dann in Adobe Photoshop mit der kleinen Pipette unter „Grundeinstellungen“ den Farbton der Graukarte anklicken und die Software bestimmt den Weißabgleich eigenständig.
Für uns Landschaftsfotografen eignet sich dieses Vorgehen allerdings nur bedingt. Du kannst aber in Deinem Landschaftsfoto mit der Pipette auf einem Bereich im Bild klicken, der einem reinen Weiß sehr nahekommt und so den Weißabgleich automatisch einstellen lassen. Das funktioniert in der Regel recht gut.
Schritt 3: Der Klassiker – Lichter runter, Tiefen rauf
Nun prüfe ich die Belichtung meines Landschaftsfotos. Dabei kannst Du das Histogramm ganz oben in der Tool-Leiste von Photoshop bzw. Camera RAW zur Hilfe nehmen. Hier gilt:
- Das Histogramm zeigt an, wie viele Pixel welchen Grauwert im Bild anzeigen. Je höher hier der Balken ist, umso mehr Pixel weisen den jeweiligen Grauwert auf
- Die Pixel auf der ganz linken Seite im Histogramm zeigen schwarz an, d.h. diese Bereiche „laufen zu“
- Die Pixel auf der rechten Seite zeigen weiß an – d.h. diese Bereiche sind ausgebrannt
- Ziel sollte es sein, eine möglichst ausgewogene Belichtung zu erreichen
Dieses Histogramm kannst Du Dir auch in der Kamera anzeigen lassen und so direkt schon Deine RAW-Datei optimal belichten. Das Histogramm ist eins der wichtigsten Instrumente für Dein perfektes Landschaftsfoto. Darum werde ich zu diesem Thema auch noch einen eigenen Artikel verfassen.
Mein Motiv ist leider tendenziell etwas unterbelichtet. Aus diesem Grund passe ich zuerst einmal die Belichtung etwas an. Grundsätzlich gilt: Aus unterbelichteten Bereichen lässt sich mit Adobe Photoshop in der Regel immer noch etwas herausholen. Ist Dein Landschaftsfoto aber bereits bei der Aufnahme überbelichtet, sieht es in er Regel schlecht aus. Qualität verlierst Du beim Aufhellen aber immer. Darum solltest Du hier sehr sparsam mit den Werten vorgehen.
Nun ziehe ich den Regler „Lichter“ komplett auf -100 und erhöhe die „Tiefen“ auf +100. Dadurch werden Bereiche im Landschaftsfoto sichtbar, die vorher nicht erkennbar waren. Bei den Werten kannst Du natürlich auch variieren. Hier musst Du ausprobieren, wie stark Du den Effekt einsetzen willst.
HDR-Style vermeiden
Um nun dem „HDR-Style“ entgegen zu wirken, müssen wir die Weiß- und Schwarzwerte anpassen. Hier kannst Du durch gedrückt halten der „Wahltaste“ am Mac (ich vermute unter Windows ist das die „Alt-Taste“) bei gleichzeitigem Betätigen des Reglers die Ansicht im Hauptfenster ändern. So kannst Du sehen, welche Bereiche weiß bzw. schwarz belichtet sind. Hier solltest Du vermeiden, dass Bereiche überbelichtet sind bzw. zulaufen. Sollte Dein Motiv etwas flach wirken, kannst Du auch noch mit den Kontrastwerten spielen. Auch mit der Gradationskurve (Stichwort S-Form) kannst Du bereits hier Anpassungen vornehmen – ich korrigiere mein Motiv hiermit allerdings erst zum Schluss. Dazu auch bald mehr.
Schritt 4: Klarheit, Schärfen, Rauschreduzierung
Im nächsten Schritt passe in nun die Klarheit je nach Bedarf an. Hier kannst Du einfach ausprobieren, welcher Style Dir am besten gefällt. In der Regel ist hier aber weniger immer mehr. Über die Option „Struktur“ kannst Du Details, wie z. B. Rinde oder Haare, hervorheben, ohne die anderen Bereiche zu beeinträchtigen. Ich nutze diese recht neue Option mittlerweile ziemlich gerne – vor allem im Zusammenhang mit dem Schärfen von Fujifilm-RAWs. Auch hier gilt: Ausprobieren. Den „Dunst entfernen“-Regler benötige ich in diesem Motiv nicht. Das Tool leistet aber vor allem bei Landschaftsfotos bei schlechteren Bedingungen sehr gute Dienste.
Im Bereich „Detail“ geht es nur an’s Schärfen. Hier gibt es keine pauschale Empfehlung, da jeder Hersteller seine RAW-Files anders erstellt. Generell solltest Du es vermeiden das Motiv zu überschärfen. Ich belasse die Regler „Schärfe“ und „Radius“ normalerweise immer in der Standarteinstellung und arbeite nur mit „Detail“. Da Du in Deinem Landschaftsfoto normalerweise nicht alle Bereiche nachschärfen musst, kannst Du unter „Maskieren“ die jeweiligen Bereiche auswählen. Auch hier kannst Du wieder mit gedrückter Wahltaste (bzw. „Alt-Taste“) die Ansicht im Hauptfenster ändern.
Solltest Du höhere ISO-Einstellungen verwendet haben, kannst Du in dem Bereich auch noch die Rauschreduzierung anpassen. Hier musst Du auch je nach Motiv und Kamerahersteller ausprobieren welche Werte Sinn machen. Ich in meinem Fall benötige hier die Option nicht. Aber auch hier musst Du aufpassen, dass Du die Einstellungen nicht zu hoch setzt. Ich empfehle Dir dann lieber ein leichtes Rauschen in Kauf zu nehmen bevor Dein Motiv unnatürlich „weichgezeichnet“ aussieht.
Um all diese Einstellungen besser bewerten zu können, empfehle ich Dir immer ins Motiv hinein zu zoomen. In der neusten Version von Photoshop gelangst Du mit einem Klick aufs Motiv zur 100%- und mit einem weiteren Klick wieder zurück zu Standartansicht.
Schritt 5: Perspektivkorrektur
Im letzten Schritt meiner Grundentwicklung kümmere ich mich nun noch um die Geometrie. Dieser Punkt ist vor allem in der Architekturfotografie extrem wichtig. Hier werden stürzende Linien korrigiert. In meinem Motiv spielt diese Option keine große Rolle – daher kann ich hier auch die Option „automatisch“ wählen, ohne dass sich mein Motiv verändert. Bei Gebäuden solltest Du aber immer schauen, dass die Wände möglichst gerade aufgenommen bzw. dann in Photoshop angepasst werden. Hier nutze ich immer die letzte Option „mit Hilfslinien“. Hier zeichnest Du dann einfach an der Stelle Hilfslinien in’s Motiv, die in der Realität senkrecht bzw. waagerecht sind. Den Rest übernimmt die Software.
Nun ist meine Grundentwicklung fertig und ich kann mich um’s Finetuning kümmern – mehr dazu aber in einem eigenen Beitrag. Du öffnest das Motiv am besten wieder, indem Du die Shift-Taste gedrückt hältst, bevor Du auf „Öffnen“ klickst. Dann erhältst Du wie hier beschrieben ein Smart-Object, das Du immer wieder in der Camera-RAW Oberfläche bearbeiten kannst.
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Dein Christian von 0711bilder